Mit Geschichte in Berührung kommen – Vortrag zum Todeszug in Nammering


Eine beeindruckende Veranstaltung konnten die Schüler der 9. Jahrgangsstufe letzten Mittwoch erleben, als sie nicht nur einen Vortrag zum Todeszug von Nammering beiwohnen durften, sondern auch noch die Chance erhielten, der 100jährigen Zeitzeugin, Rosemarie Neumann persönlich Fragen stellen zu können.
In rund 70 Minuten präsentierte Nikolaus Saller, pensionierter Lehrer und Heimathistoriker aus Fürstenstein, die Geschichte rund um den Todeszug von Nammering. Im 1. Teil erklärte er den Schülerinnen und Schülern, wie es dazu kam, dass der Gefangenentransport, der eigentlich vom KZ Buchenwald zum KZ Dachau unterwegs war, für fünf Tage auf dem Bahnhofsgelände in Nammering zum Stillstand kam. Während dieser Woche fanden 794 Gefangene den Tod. Mit verschiedenen historischen Bildquellen und Auszügen aus Aufzeichnungen von Zeitzeugen, stellte Herr Saller die erschütternde Situation und das Sterben der Gefangenen dar.  
Der 2. Teil des Vortrages behandelte die persönliche Geschichte eines Überlebenden dieses Transportes. Ben Lesser, geboren 1928, überlebte zwischen seinem 11 und 16 Lebensjahr acht Mal lebensbedrohliche Situationen verursacht durch den Holocaust. Nikolaus Saller hat Lessers Buch: „Ein Leben, das zählt.“ ins Deutsche übersetzt und sich besonders mit seiner Geschichte auseinandergesetzt. Daher verwunderte es auch nicht, dass er mit seinem eindringlichen Vortrag alle Anwesenden völlig für die Thematik einnehmen konnte. 
Zum Ende des Vortrages übergab Herr Saller an einen besonderen Gast. Seine eigene Grundschullehrerin, Frau Rosemarie Neumann (geb. 1924), war der Einladung der Schulleitung gefolgt und erzählte den Schülern von ihren ganz persönlichen Erfahrungen im Nationalsozialismus. Der Schulweg am Tag nach der Reichspogromnacht, die jüdischen Freunde, die man nicht mehr treffen durfte und nicht zuletzt die Erfahrungen während der Semesterferien als Medizinstudentin, in denen sie in einer Munitionsfabrik arbeiten musste. Mit ihren Schilderungen zeigte sie, wie unverhältnismäßig und grausam das Vorgehen der Nationalsozialisten war und rief dazu auf, sich nicht von Hass leiten zu lassen. 
Viele konnten kaum glauben, dass sie den Raum mit einer Frau teilten, die die „Reichskristallnacht“ noch erlebt hatte und waren von den Erzählungen aber auch von der unglaublich vitalen und eloquenten Art der Zeitzeugin beeindruckt. Ein Vortrag, der allen Anwesenden noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

StRin U. Karl

13 November 2024