9. Klassen besuchen Synagoge und Stolpersteine in Regensburg 


Ein Blick in die jüdische Geschichte und Kultur unserer Heimat: Die 9. Klassen des Gymnasiums Vilshofen besuchten vergangene Woche trotz noch eisiger Temperaturen die Neue Synagoge in Regensburg. Im Rahmen des Religionsunterrichts lernten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die religiösen Traditionen des Judentums kennen, sondern setzten sich auch intensiv mit der wechselvollen jüdischen Geschichte der Stadt auseinander. Viele waren überrascht, wie tief die jüdische Kultur in die Geschichte Regensburgs eingebettet ist und wie stark sie das Stadtbild einst prägte.
Während der Führung durch die Synagoge erfuhren die Jugendlichen mehr über die Ausstattung eines jüdischen Gotteshauses, die Bedeutung der Thora, die Struktur eines jüdischen Gottesdienstes sowie die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Regensburg. Besonders beeindruckend war die Erklärung zur Bedeutung des Ewigen Lichts, das als Symbol für die ununterbrochene Verbindung zu Gott gilt. Einige Schüler stellten interessiert Fragen zu den religiösen Bräuchen und Traditionen, die sich teilweise stark von denen anderer Religionen unterscheiden.
Im Anschluss begab sich die Gruppe auf einen Rundgang zu den Stolpersteinen in der Altstadt. Die kleinen Gedenktafeln im Boden erinnern an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Regensburgs, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. „Es war bewegend, die Namen und Schicksale einzelner Menschen zu sehen. Die Stolpersteine machen die Vergangenheit greifbar“, sagte eine Schülerin nachdenklich. Einige Schüler blieben länger an bestimmten Steinen stehen, lasen die eingravierten Namen laut vor und versuchten, sich vorzustellen, wie das Leben dieser Menschen einst ausgesehen haben könnte.
Besonders beeindruckt waren viele auch von der Rekonstruktion der Grundmauern der Alten Synagoge, die bereits 1519 im Zuge der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung zerstört wurde. Dass es bereits Jahrhunderte vor der Shoah systematische Verfolgung und Vertreibung gab, ließ viele nachdenklich zurück. „Ich wusste nicht, dass die jüdische Gemeinde in Regensburg schon so lange existiert hat und immer wieder unter Verfolgung leiden musste“, bemerkte ein Schüler erstaunt.
Der Besuch der Synagoge und die Auseinandersetzung mit den Stolpersteinen hinterließen bei den Jugendlichen einen tiefen Eindruck. „Geschichte vor Ort zu erleben, schafft eine viel stärkere Verbindung als der Unterricht im Klassenzimmer“, fasste ein Schüler zusammen. Es wurde deutlich, dass solche Gedenkstätten nicht nur an Vergangenes erinnern, sondern auch für die Gegenwart und Zukunft eine wichtige Botschaft haben.
Der Projekttag diente jedoch nicht nur der religiösen und historischen Bildung, sondern auch als Mahnung für die Zukunft: gegen das Vergessen und für ein respektvolles Miteinander. Die Schüler waren sich am Ende des Tages einig, dass solche Exkursionen dazu beitragen, Empathie und Verständnis für andere Kulturen und Religionen zu fördern.

Jessica Kriegl (9a)